230 V-Elektroverteilung

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Allgemeine Information

Eine Elektroverteilung im 230 V-Bereich wird erforderlich, wenn ein Bus ausgebaut werden soll (z.B. zum Wohnmobil, zum Werkstattwagen mit innenliegender Elektroverteilung, etc). Einen solchen Verteiler kann jeder nach den geltenden VDE-Vorschriften einbauen und verdrahten, wenn er sich dies denn zutraut. Im Gegensatz zu einer Hausverteilung muss diese derzeit jedoch nicht von einer Elektrofachkraft abgenommen werden.

Es ist auch möglich eine Drehstromeinrichtung (400 V) in ein Fahrzeug einzubauen, aber für den Wohnbereich nicht üblich.


VDE Vorschriften

Für eine Elektroverteilung in einem Kfz, speziell Wohnmobile, gibt es eine eigene Norm, in welcher alle wichtigen Informationen abzurufen sind.

VDE 0100 Teil 721 1984-04 DIN VDE 0100-721; DIN 57100-721 - Errichten von Starkstromanlagen mit Nennspannungen bis 1000 V - Caravans, Boote und Jachten sowie ihre Stromversorgung auf Camping- bzw. an Liegeplätzen

Folgend werden die wichtigsten Merkmale der VDE 0100 721 beschrieben. Achtung: Die VDE 0100 verändert sich ständig. Daher ist vor Beginn immer auf eine aktuellere Auflage zu prüfen! Der Link oben beschreibt lediglich einen Auszug mit den wichtigsten Daten.


Gerätestecker mit Schutzkontaktleiter nach DIN 49 462 T2

Der Anschluss an die Elektroverteilung im Fahrzeug muss über einen DIN-gerechten, fest mit dem Fahrzeug verbundenen CEE-Einspeisestecker erfolgen. Dieser muss außen am Fahrzeug in einer Vertiefung fest angebracht sein und durch einen Deckel/eine Abdeckung gegen Berührung sowohl von außen als auch von innen geschützt werden. CEE-Einspeisestecker sind sowohl mit Schiebedeckel als auch mit Klappdeckel lieferbar.

CEE-Einspeisestecker nach DIN 49 462, Teil 2

Für die hier besprochene 230 V-Verteilung gelten die nachfolgenden technischen Daten:

Betriebsspannung 230V - 240V
Betriebsstrom 16S
Anzahl Pole (Adern) 3
Schutzart Spritzwassergeschützt (mindestens IP 44)


Anschlußleitung zum Gerätestecker

Als Anschlussleitung zum Gerätestecker (also zum Einspeisestecker am Fahrzeug) muss eine 3-adrige, flexible Gummischlauchleitung mit einem Mindestquerschnitt von 2,5 mm² pro Leiter verwendet werden (H07RN-F3 G2,5, 3 x 2,5 mm2 Cu).

Die maximale Länge von 25 m darf bei einem Betriebsstrom von 16 Ampere nicht überschritten werden. Ebenso muss die Mindestlänge 2 m betragen. Die Anschlussleitung darf auf einer Kabeltrommel aufgewickelt sein, muss aber bei Benutzung abgetrommelt sein (Brandgefahr!)
Weitere Verlängerung sind zu vermeiden, um die vorgeschriebenen Maße nicht zu überschreiten.


Leitungen im / am Fahrzeug

Die Leitungen am Fahrzeug sind auch hier genau definiert. Eine mechanische Beschädigung der Leitungen/Verteiler/Kanäle durch Fahrzeugbewegung muss vermieden werden. Außerdem müssen die 230 V-Leitungen gegenüber den Kleinspannungen (12 V oder 24 V) getrennt werden. Diese müssen also in getrennten Schutzrohren geführt und in separaten Klemmendosen verbunden werden.

Leitungen zu kombinierten Geräten (z.B. Leuchten die sowohl mit 12 V als auch 230 V betrieben werden können) benötigen eine getrennte Leitungszuführung.

  • Der Mindestquerschnitt beträgt 1,5 mm²
  • Als Leitungstypen sind zulässig:
    • PVC Aderleitung H07V-K1,5
    • schwere Gummischlauchleitung, H=7RN-F3-G1,5
  • Anschlüsse und Leitungsverbindungen müssen in mechanisch geschützden Dosen vorgenommen werden.
  • Isolierrohre (Kabelrohre / Kanäle) müssen die Kennzeichnung ACF oder BCF mit sich tragen.


Schutz gegen gefährliche Körperströme

  • Es ist ein grün/gelb gekennzeichneter Schutzleiter (PE) mitzuführen
  • Steckdosen müssen mit Schutzkontakt ausgerüstet sein, welche mit dem PE verbunden werden
  • Berührbare, leitfähige Teile z.B. Oberbau, Fahrgestell, Rohrsysteme, etc. müssen untereinander über eine Feindrahtleitung (mindestens 4 mm²) verbunden werden. Außerdem ist dieser Potentialausgleichsleiter mit dem Schutzleiter (PE) der Außensteckdose zu verbinden.


Festinstallierte und bewegliche Geräte

Zu fest installierten Geräten zählen zum Beispiel 230 V-betriebene Leuchten oder ein Kühlschrank. Als bewegliche Geräte gelten alle Geräte, die ohne großen Aufwand von einem Standpunkt zum nächsten gebracht werden, wie zum Beispiel eine Kaffemaschine. Diese Geräte sollten nach Möglichkeit mit Schutzklasse II versehen sein. Das heißt, sie sind berührungsgeschützt durch ein Kunststoffgehäuse.

Innerhalb von Leuchten mit verschiedenen Spannungen (die oben genannten kombinierten Leuchtmittel) muss die Unverwechselbarkeit der Lampen auch durch unterschiedliche Fassungen sichergestellt sein.


Hauptverteiler

Eine Elektroverteilung mit entsprechenden Sicherungen ist zwingend erforderlich, sobald eine Außensteckdose mit innenliegenden Verbrauchern aktiv im Fahrzeug betrieben wird. Von der Außensteckdose zum Elektroverteiler muss auf direktem Wege eine 2,5 mm² starke PVC-Mantelleitung oder eine entsprechende Gummischlauchleitung gelegt werden. Diese darf eine Distanz von 50 cm nicht überschreiten, sonst muss der Leitungsquerschnitt auf 4 mm²erhöht werden.



Innerhalb des Kleinverteilers unmittelbar hinter der Außensteckdose (auch Hauptverteiler genannt) dürfen die Leitungen über Verbindungsklemmen untereinander verbunden werden. Außerdem dürfen Einzelleitungen mit entsprechender Farbkennzeichnung z.B. von einer Klemmleiste einer Phase direkt in einen Sicherungsautomaten führen.

Es gibt nur wenige "Grundsätze", die zu beachten sind beim Verlegen der Leitungen. So sind Leitungen nach der Abisolierung so kurz wie möglich zu halten, ihre farbliche Kennzeichnung zu beachten, und sie sollten im 90° Winkel verlegt sein. Dies heißt jedoch nicht, dass sie geknickt werden müssen, sondern diese sollten an einem kurzen Kurvenradius, zum Beispiel dem eines Flaschenhalses an der engsten Stelle, entsprechend gebogen werden. Außerdem sind so wenige Verbindungen bzw. Leitungen wie möglich zu verwenden.


FI Schutzschalter

Der FI-Schutzschalter, auch RCD genannt, ist eine Schutzeinrichtung welche beim Überschreiten eines bestimmten Fehlerstromes die Spannung allpolig trennt. Sie schützen dadurch vor dem Bestehenbleiben einer Berührungsspannung. RCD's sind kein Schutz gegen Überlast! Der FI Schutzschalter vergleicht ständig den ein- und ausgehenden Strom, und schaltet beim Feststellen einer Differenz automatisch Netzspannung ab.

Für den Privatgebrauch sind Bemessungsströme (Differenzströme) von 10 mA, 30 mA und 100 mA üblich. Ein FI-Schutzschalter muss nicht zwangsläufig über alle Verbraucher angeklemmt werden; dies macht nur Sinn bei beweglichen Geräten und Verbrauchern, die im direkten Kontakt zu Wasser stehen könnten (z.B. Spüle im Womo).


Leitungsschutzschalter

Der Leitungsschutzschalter, auch MCB, verhindert die Beschädigung von Leitungen durch Erwärmung in Folge von Überstrom oder durch einen Kurzschluss.

Ein LS-Schalter löst mechanisch durch ein Bimetall aus, wenn der vorgebebene Nennwert des durchfließenden Stromes für längere Zeit (erheblich) überschritten wird. Elektromagnetisch löst dieser aus, wenn ein Kurzschluss besteht. Ein wichtiges Merkmal hierbei ist die Freiauslösung; diese stellt sicher, dass der Automat bei einem Kurzschluss selbst dann noch auslöst, wenn der Hebel auf Ein-Stellung blockiert wurde, oder dort festgehalten wird.

Die Auslösezeit wird durch eine bestimmte Charakteristik vordefiniert. Diese ist auf dem verlinkten Wikipedia-Artikel nachzuschlagen. Gebräuchliche Stromstärken bzw. Kennwerte für den Womobereich liegen bei 8, 10, 12 und 16 Ampere, wobei dies schon ein maximum darstellen sollte. Außerdem muss nicht jeder Verbraucher über einen separaten MCB abgesichert werden


Welche Sicherung und wieviele verwende ich?

Zunächst ist der Sicherungstyp zu ermitteln. Wird ein Kühlschrank betrieben, so ist zu beachten, dass dieser einen hohen Einschaltstrom haben kann. Eine Sicherung mit einer falschen Charakteristik würde somit immer sofort auslösen.
Als Beispiel: Soll ein Kühlschrank mit einer Leistung von 1400 Watt angeschlossen werden, so kann mittels der Formel P = U * I errechnet werden, wie groß die Sicherung einmal sein soll. Einfach die Leistung durch die Spannung dividieren, und schon wissen wir, dass wir für diesen Zweck mindestens eine 6 Ampere-Sicherung benötigen, also zum nächstgrößeren Automaten wechseln, in diesem Falle ein 8 Ampere-Automat.

Die Anzahl der zu verwendeten Sicherungen ist abhängig von deren Einsatz. In der Regel wird die Beleuchtung durch einen separaten Automaten abgesichert, und Verbraucher durch einen gemeinsamen FI, mit in Reihe geschalteten Leitungsschutzschalter(n) geschützt.

Sicherungsautomaten mit integriertem FI-Schutzschalter, also Leistungsschutzschalter mit Fehlerstromschutzschalter sind natürlich auch zum einbau erlaubt, und empfohlen. Gerne werden solche Kombisicherungsautomaten als "Sicherungsautomaten mit Differenzstromerkennung" beschrieben was den Kunden verwirren soll, mit dem vermerk das Einzelsicherungsautomaten aus dem Baumarkt nicht zulässig sind. Richtig ist, dass diese ohne einen RCD auf den meisten Campingplätzen nicht betrieben werden dürfen.

FI/LS Personenschutzschalter

Mögliche FI/LS Schalter am Beispiel von ABB Hinweis: Die angegebenen FI/LS Schalter sind nur Beispiele. Es gibt diese auch von anderen Herstellern. Die angegebenen Preise sind Stand 2018

Für den Betrieb in einem Fahrzeug sind nur FI/LS zu verwenden, die 2 polig geschützt (FI) und 2 polig schaltend (LS) sind, da nicht sichergestellt ist auf welchem Anschluß die Phase liegt.

Hinweis: Bei Geräten mit dem Kürzel: "1P+N" und der Klemmenbeschriftung 1, 2, N, N muß die Phase zwingend an den Anschlüssen 1 und 2 anliegen, da nur dieser Bereich überwacht wird. Diese sind deshalb für Caravan und WoMo Anwendungen nicht geeignet.

Geeignete Geräte haben in der Beschreibung das Kürzel: "2P" und die Klemmenbeschriftung 1, 2, 3, 4 oder 1/2, 2/1, 3/4, 4/3. Nur bei diesen Geräten ist es egal an welcher Klemme die Phase angeschlossen wird, da beide (Phase und Neutralleiter) auf Fehlerströme überwacht werden. Die Klemmenbeschriftung 1/2, 2/1 usw. bedeutet, dass die Einspeisung nicht definiert ist. Die Zuleitung kann oben oder unten angeschlossen werden.

Beispiel für ein nicht geeignetes Gerät:

ABB ; B10 ; 30mA………………...ABB DS201 B10 A30 FI/LS-Schalter 6kA 1P+N Typ A B 10 30mA ……… ca. 40,00 €

Aus der Beschreibung: Einsatzgebiete sind Haushalts-, Gewerbe- und Industrieanwendungen. DS201 A Typ A ist 1polig geschützt (LS), 2polig schaltend.


Geeignete Geräte:

System pro M compact®

FI/LS-Schalter (RCBO) Typ A -25 ; Baureihe DS202C ; (wechsel- und pulsstromsensitiv)

FI/LS-Schalter * 2P ; Icn = 6 kA, B-Charakteristik, 2polig geschützt (LS) und 2polig schaltend

Hersteller Charakteristik/Strom LS Fehlerstrom Bezeichnung Preis
ABB B6 30mA DS202CA-B 6 /0,03 ca. 87,00 €
ABB B10 30mA DS202CA-B10/0,03 ca. 87,00 €
ABB B13 30mA DS202CA-B13/0,03 ca. 87,00 €
ABB B16 30mA DS202CA-B16/0,03 ca. 87,00 €



System pro M ; System pro M compact®

FI/LS-Schalter (RCBO) Typ A ; Baureihe DS202CMA ; (wechsel- und pulsstromsensitiv)

FI/LS-Schalter * 2P ; Icn = 10 kA, B-Charakteristik, 2polig geschützt (LS) und 2polig schaltend

Hersteller Charakteristik/Strom LS Fehlerstrom Bezeichnung Preis
ABB B10 10mA DS202CMA-B10/0,01 ca. 133,00 €
ABB B13 10mA DS202CMA-B13/0,01 ca. 133,00 €
ABB B16 10mA DS202CMA-B16/0,01 ca. 133,00 €
ABB B6 30mA DS202CMA-B 6 /0,03 ca. 121,00 €
ABB B10 30mA DS202CMA-B10/0,03 ca. 91,00 €
ABB B13 30mA DS202CMA-B13/0,03 ca. 121,00 €
ABB B16 30mA DS202CMA-B16/0,03 ca. 121,00 €


Aus der Beschreibung: Für Netze mit 2 Phasen 230 V AC (ohne N-Leiter) oder mobile Verteiler über Schukostecker versorgt, wie z.B.: Caravan-Anwendungen.
DS202C MA Typ A AP-R ist 2polig geschützt (LS), 2polig schaltend.

Verbindungsdosen

Alle Verbindungsdosen müssen spritzwassergeschützt sein, im KFZ-Bereich also der Schutzart IP65 entsprechen. Dies gilt auch für den Hauptverteiler! Hier sind auch dieselben Verlegungsgrundsätze zu beachten. Innerhalb der Dose müssen die Leitungen, fest und so sicher verbunden werden, dass diese sich nicht aus der entsprechenden Klemme lösen können.


Verbindungsdosen müssen überall dort eingesetzt werden, wo Leitungen abgezweigt werden, oder umgekehrt unterschiedliche Verbraucher über eine Leitung angeschlossen werden. Dies macht auch Sinn bei einer Beleuchtung, welche über das 230V Netz gespeist wird. Eine Menge Kabel können eingespart werden, wenn eine Lampe über eine Verteilerdose mit dem entsprechenden Schalter verbunden werden. Außerdem ist eine solche Verlegung einfacher und übersichtlicher.