Geber G71 (Saugrohrdruck)

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Dieser Artikel befasst sich in erster Linie mit dem Geber G71 (Saugrohrdruck) bei den TDI-Motoren. Die Benzinmotoren besitzen einen vergleichbaren Geber im Motorsteuergerät, der jedoch nicht wie bei den TDI den Lade-/Überdruck, sondern den Unterdruck im Ansaugtrakt misst.

G71 ab 2000

Funktion

Der Geber für Saugrohrdruck G71 misst den Absolutdruck der Ansaugluft (Ladedruck) direkt vor dem Motor (bei Motoren mit LLK an dessen Ausgang) und wandelt sie in einen für das MSG nutzbaren Spannungswert um. Dieses vergleicht den gemessenen Wert mit dem Soll-Ladedruck gemäß Kennfeld und regelt den Ladedruck über das Magnetventil für die Ladedruckbegrenzung entsprechend. Dabei werden zusätzlich Informationen vom Geber G72 (Saugrohrtemperatur) und vom Höhengeber im MSG zur Kompensation von Temperatur und Luftdruckeinflüssen genutzt. Der Wert des Höhengeber, der dem Umgebungsluftdruck entspricht, wird zur Umrechnung des gemessenen Absolutdrucks im Saugrohr auf den relativen Ladedruck genutzt.

Unabhängig vom Einbauort handelt es sich um einen 2,5 bar-/250 kPa-Geber, der den Absolutdruck misst. Die Geber-Kennlinie soll der des Motorola-Gebers MPX4250A entsprechen, dessen Datenblatt im Internet verfügbar ist.

Der Geber ist nur bei Dieselmotoren mit MSG verbaut. Bei den Benzinmotoren ist ein ähnlicher Geber im Motorsteuergerät verbaut, der den Unterdruck im Ansaugtrakt misst. Siehe auch Geber G71 (Saugrohrdruck, Benzinmotor).


Einbauort

Der Geber ist bis MJ1999 im Motorsteuergerät verbaut (Bosch-Nummer 0 273 003 212).

Geber im MSG

Er ist über einen Schlauch mit der Druckabnahmestelle verbunden, die sich am LLK (ACV) oder am Saugrohr befindet. Die nachfolgenden Bilder zeigen die diversen Einbauorte. Neben der Druckabnahmestelle befindet sich der Geber G72 (Saugrohrtemperatur).

Druckabnahmestelle AHY
Druckabnahmestelle ACV
Druckabnahmestelle AJT


Ab MJ2000 befindet sich der Geber zusammen mit dem Geber G72 (Saugrohrtemperatur) in einem Gehäuse.

ACV, AXL ab MJ2000
AHY, AXG ab MJ2000
AJT ab MJ2000 (neben der "3")


Schaltbild und Anschluss

Der Geber ist dem Motorsteuergerät und Gebermasse verbunden, die direkt am MSG abgegriffen wird. Bei TDI-Motoren ab MJ2000 ist er mit dem Geber G72 (Saugrohrtemperatur) in einem Gehäuse kombiniert.

Schaltbild für TDI-Motoren ab MJ2000


Teilenummern

Aufgrund der Vielzahl der Geberkombinationen werden hier keine Teilenummern aufgeführt. Die Geberpreise gewegen sich im Bereich von 35 Euro (Doppelgeber). Der Geber im Motorsteuergerät ist bei VW nicht als Ersatzteil erhältlich. Obwohl eine Bosch-Nummer auf dem Geber steht, soll er mit dem Motorola-Druckgeber MPX 4250AP kompatibel sein. Das nachfolgende Bild zeigt den Motorola-Geber, der bei Elektronikversendern knapp 30 Euro kostet. Obwohl er 6 Anschlußpins hat, werden nur 3 benötigt. Das Verbinden mit dem MSG ist daher nur eine kleine 'Bastelei'.

Motorola MPX4250AP

Zum Geber im MSG der Benzinmotoren siehe Geber G71 (Saugrohrdruck, Benzinmotor).


Eigendiagnose, Prüfung und Störungen

Bei einem Ausfall des Gebers erfolgt keine Ladedruckregelung mehr. Das Magnetventil für die Ladedruckbegrenzung wird dann nur noch mit einem fest einprogrammierten Takt angesteuert, um eine Ladedruckbegrenzung innerhalb der Betriebsgrenzen sicher zu stellen. Das Motorsteuergerät geht in den Notlauf.


Eigendiagnose

Der Geber ist über das Motorsteuergerät diagnosefähig. Der gemessene Druckwert kann real-time ausgelesen werden.

Fehlernummer
Beschreibung
(00519) Unplausibles Signal
(00519) Kurzschluss nach Plus/Masse
17563 (00519) Kurzschluss nach Plus
17564 (00519) Unterbrechung/Kurzschluss nach Masse
17565 (00519) Versorgungsspannung

(Fehlercodes für MSA15 und in Klammern MSA12)


Prüfung

statisch

Statisch, also bei stehendem Fahrzeug, läßt sich der Druckgeber nur eingeschränkt und ggf. nur mit Hilfsmitteln (Druckpumpe) prüfen. Ein Hochdrehen des TDI-Motors wird nie den maximalen Ladedruck bringen, weil das Motorsteuergerät den Druckaufbau wegen einer fehlenden Motorlast nicht zulassen wird. Die erreichbaren Max-Werte dürften im Bereich von 0,3 Bar liegen.

Neben der o.a. Eigendiagnose kann eine Plausibilitätsprüfung durchgeführt werden. Dazu werden bei abgestelltem Motor und eingeschalteter Zündung die Druckwerte des Gebers ausgelesen und mit dem angezeigten Wert des Höhengebers sowie dem Umgebungsdruck bzw. dem über ein Testgerät (Turbolader-Prüfgerät) im Saugrohr erzeugten Druck verglichen. Die Abweichung darf maximal im Bereich von +/- 30 mbar liegen.

Bei T4 ab MJ 2000 muss der Geber nach Trennen seiner Steckerverbindung kurzzeitig einen Druck von 400 mbar anzeigen und dann den Wert des Höhengebers annehmen (Umgebungsdruck).

Darüber hinaus läßt sich der Geber anhand der dargestellten Kennlinie überprüfen. Die Ausgangsspannung des Gebers nimmt linear mit dem Ladedruck zu. Dabei gilt im Bereich von ca. 0,2 bis 2,5 bar die Formel Spannung = 5,1 * (0,4 * Druck - 0,04) Volt, wobei der Druck in bar einzusetzen ist.

Kennlinie G71


dynamisch

Die dynamische Prüfung des Ladedrucks bzw. Ladedruckgebers (Plausibilität) erfolgt unter definierten Bedingungen entweder auf dem Rollenprüfstand oder während einer Testfahrt. Diese hat bei betriebswarmen Motor wie folgt zu erfolgen:

  • Rollen im 3. Gang mit einer Drehzahl deutlich unter 3.000 U/min
  • Vollgas-Beschleunigung im 3. Gang auf eine Drehzahl über 3.000 U/min
  • Messung des Ladedrucks bei 3.000 U/min


Folgende Sollwerte müssen erreicht werden:

Motor Ladedruck [Bar] bis 05/1999 Ladedruck [Bar] ab 05/1999
65 kW-TDI (AJT) 1,50 bis 1,80 1,50 bis 1,80
75 kW-TDI (z.B. ACV, AXL) 1,70 bis 1,93 1,70 bis 1,95
111 kW-TDI (AHY, AXG) 1,83 bis 2,11 1,75 bis 2,08


Störungen

Ein nicht seltenes Problem ist, dass bei T4 bis MJ1999 der Schlauch zum Geber verdreckt. Dieser Dreck (z.B. Motoröl) kann dann bis zu dem Geber im MSG gelangen und zum Ausfall des Gebers führen. Vermeiden kann man das durch den Einbau eines Filters, wie es auf dem Bild von aac-95 zu sehen ist. Er hat dazu in seinem AAC einen kleinen Kraftstofffilter genutzt, der direkt vor der Batterie plaziert ist:

Kraftstofffilter im Schlauch zum MSG


Typische Auswirkungen einer Störung:

  • Blinken der Vorglühkontrolllampe (Anzeige eines Fehlers)
  • Verminderte Leistung, ggf. Notlauf
  • erhöhte Abgaswerte


Typische Ursachen einer Störung:

  • Geber defekt
  • Schlauchleitung zum MSG defekt oder verdreckt (vor 1999)
  • Verkabelung defekt
  • Motorsteuergerät defekt


Signal und Nutzung

Der Geber liefert eine vom gemessenen Druck proportional abhängige Spannung im (theoretischen) Bereich von 0,2 bis 4,9 Volt. 0,2 V entsprechen dabei einem Absolutdruck von 0,2 bar, 4,9 V entsprechen 2,5 bar und bei 1 bar (Standard-Umgebungsdruck) liegt die Ausgangsspanung bei ca. 1,85 V.

Aufgrund dieser Kennlinie lässt sich das Geber-Signal für eine einfache Ladedruckanzeige nutzen: Der Ausgang des Gebers wird hochohmig (damit der Wert für das MSG nur minimal beeinflusst wird) an ein Standard-Voltmeter gelegt, z.B. ein LED-Panelmeter, das es bei allen Elektronikversendern für wenig Geld gibt. Dieses zeigt dann bei entsprechender Beschaltung den auf den Normaldruck bezogenen, relativen Ladedruck an.
Nachteil dieser Billiglösung ist, dass keine (automatische) Anpassung an den Umgebungsdruck erfolgt. Je mehr also der Umgebungsdruck von 1 bar abweicht (z.B. im Gebirge), desto unzuverlässiger ist die Anzeige.

Mit etwas mehr Aufwand lässt sich aber eine zuverlässige digitale Ladedruckanzeige aufbauen. Siehe Ladedruck (Anzeige).