Küchenmodul
Vorüberlegungen
Die Küchenfunktionalität in den MV kann, je nach persönlichen Überlegungen, unterschiedlich eingebaut werden. Küchenmodule mit zahlreichen Ausstattungsvarianten und verschiedenen Einbaupunkten finden sich für den MV in großem Umfang am Markt. Einige Module erfüllen - in Kombination mit der zwingend vorhandenen Stehhöhe im Küchenbereich - die Voraussetzungen für die Wohnmobilzulassung.
Das optimale Küchenmodul für den persönlichen Camping-Light-Bedarf konnte man aber letztendlich nicht finden. Deshalb haben wir uns für eine Eigenkonstruktion entsprechend unseren Bedürfnissen entschieden.
Unsere Überlegungen:
- Problemloser Aus- und Einbau (Küchenmodul sollte nicht fix verbaut werden).
- Keinerlei Veränderungen am Fahrzeug (Nach dem Ausbau ist der serienmässige Zustand unverändert).
- Positionierung im Innenraum, hinter dem Fahrersitz. (Nicht im Heckklappenbereich, nicht an der Beifahrerseite).
- Klapptisch muß nutzbar bleiben (Somit müssen Schubladen Richtung Schiebtüre zu öffnen sein).
- Schlaffunktion der Rückbank muß nutzbar bleiben (siehe oben).
- Höhe des Küchenmodules sollte mit der Fensterkante auf einer Ebene sein (Kühlboxdeckel muß zu öffnen sein).
- Das Platzangebot sollte maximal genutzt werden. (Der Stauraum sollte ein maximales Volumina erreichen).
- Der Durchgang zwischen den beiden Vordersitzen sollte weiterhin uneingeschränkt nutzbar sein.
- Das Eigengewicht sollte minimal sein. (Bei maximaler Stabilität in Falle eines Unfalls).
- Kocher sollte integriert sein (Kochen im Fahrzeug möglich, wird aber sicherlich nur in Ausnahmefällen genutzt).
- Wasserversorgung passiv vorhanden (Nutzung von Wasser im Fahrzeug jein, Spülen o. ä. sicherlich nicht).
- Kompressorkühlbox WAECO CF 35 muß integriert werden.
Der letzte Punkt erweist sich als zentrale Anforderung an die konstruktive Kreativität.
Konstruktion
Die erste Idee wurde mit einem CAD-Programm umgesetzt:
Einige Punkte wurden dann während der Realisation optimiert, aber alle Funktionen sind vorhanden.
Realisation
Bedingt durch die diversen Rundungen der MV-Innenverkleidung einseits und der Anforderung der Raumnutzungsmaximierung des herzustellenden Küchenmoduls wurden 30x30mm Alu-Profilschienen als Grundgestellhalbzeug gewählt.
Diese verstellbaren Konstruktionselemente ermöglichen eine iterative Näherung an die Optimallösung.
Darüberhinaus können die Holzseitenteile problemlos in die Nuten des Aluprofils eingeführt werden.
Und die Verschraubungstechnik erlaubt eine hohe statische Belastung. In der Beladung des Moduls, sowie die erfoderliche Festigkeit im Unfallfall.
Die Breite der Kompressorkühlbox erzwingt die Nutzung des maximalen Platzangebotes.
Somit ist die Varianz in der Fahrzeuglängsachse minimal. Die gesamte Konstruktion hat zwischen den im Bild dargestellen Störkanten (Tisch, Liegefläche, Fahrersitz) einen Spielraum < 2cm.
Das Modul ist im oberen Bereich 64cm, im unteren Bereich 53cm breit.
Die Verwendung von 40x40mm Aluprofilen sind in diesem Fall nicht mehr möglich.
Die Tiefe des Küchenmoduls, in Richtung der Fahrzeugbreite, begrenzt sich durch die Innenverkleidung und den Durchgang durch die beiden Vordersitze.
Durch das Schienensystem kann man die Kompressorkühlbox sauber bis auf einen Luftspalt von ca. 1cm an die Rundung der Innenverkleidung heranführen und somit die Raumnutzung maximieren. Dadurch kann man eine Tiefe von 60cm + einige cm erreichen.
Die gesamte Höhe des Moduls ist entsprechend der Fensterunterkante ausgerichtet. Bedingt durch die Höhe der Kompressorkühlbox ergibt sich die Schubladenhöhe im unteren Bereich. Im vorliegenden Fall wurde eine Höhe von 75cm festgelegt.
Verschraubt wird die gesamte Konstruktion in den Serienschienen des MV II. Mit vier passenden Nutensteinen.
Der Rohbau
Als Zwischenschritt wurde der Prototyp eingebaut und die Störkantenproblematik geprüft.
Der Ausspaarungsbereich für die Kompressorkühlbox ist auch an der richtigen Stelle ;-)
Die Schublade kann man komplett ausziehen, ist gelagert auf teilbaren Auszügen mit 30kg Beladungkapazität.
Stauraum, oberer Bereich + "Pseudo"-Spüle
Der verfügbare Raum im oberen Bereich, vor der Kompressorkühlbox, wird durch ein Kistenelement mit Zugang von oben genutzt. Die Abmaße von 58x38x25cm ermöglichen sogar eine Einlagerung von 1,5 l Flaschen.
Durch den Zugang von oben können auch schwerere Gegenstände eingelagert werden, in den Kurven kann sich keine Türe oder Klappe öffnen.
Darüberhinaus kann das Spülelement im Bedarfsfall stufenlos verschoben bzw. entnommen werden.
Das Spülelement und die restliche Abdeckplatte sind per Magnetband fixiert.
Das Spülelement ist selbstverständlich keine Spüle im eigentlichen Sinn. Mit Frischwasserzulauf und Schmutzwasserablauf, wie üblich. Der Einsatz von Wasser im Fahrzeug sollte stark minimert, aber möglich sein.
Deshalb haben wir uns für einen Gastronormbehälter GN 1/3 mit einer Tiefe von 100mm entschieden.
Diesem GN-Behälter wurde mittels zwei Griffen die Komplettentnahmefunktionalität aus dem Kistenelement ermöglicht. Entgegen ersten Überlegungen entnimmt man nicht nur den Behälter allein, sondern das Komplettabdeckplattenteil mit Behälter. So ist der Zugang zu den eingelagerten Gegenständen erheblich leichter möglich.
Sollte Wasser in der Spüle genutzt werden, kann man die gesamte Spüleinheit entnehmen und entleeren.
Der Frischwasservorrat ist auf 5 Liter in einem Standardkanister begrenzt, ein Abwasservorratsbehälter incl. der gesamten Schlauchanlage ist nicht notwendig. Die Elektroversorgung für den nicht vorhandenen Wasserhahn ist ebenfalls nicht notwendig.
Der Raumgewinn kann für andere (sinnvollere) Dinge genutzt werden.
Wassertank und Gaskartuschen
Die Frischwasserversorgung wird durch einen 5l Wasserkanister gewährleistet, der faktisch neben dem unteren Stauraum im Außenbereich des Küchenmoduls Platz findet.
Der Kanister kann jederzeit einfach entnommen werden. In der Tiefe des Modules bietet sich nun, hinter dem Wasserkanister, die Lagerung der Gaskartuschen an. Der verfügbare Raum bietet 3 Gaskartuschen in seperaten Lagerhalterungen Platz. Zugang nur von vorne, nach Entnahme des Kanisters.
Stauraum, unterer Bereich + Kocher
Im unteren Bereich bietet die Schublade mit den Abmessungen 25x44x60cm ein erhebliches Stauraumvolumen.
Deshalb kann man auch den Kocher in diese Schublade integrieren.
Der Kocher kann in zwei Positionen gelagert werden, der Transportposition und der Kochposition.
Die Transportfunktion (hinten, unten).
Diese Kocherposition erlaubt das Schließen der Schublade und das Be- und Entladen der Schublade.
Die Kochfunktion I (vorn, oben, Schublade vollausgezogen).
Die Kochfunktion I mit voll ausgezogender Schublade bietet sich an, wenn der/die Ko(ö)chIn vor der Schiebetür außen steht. Die ausgezogene Schublade in ihrer gesamten Länge positioniert den Kocher sehr nah an der Schiebetüre.
Die Kochfunktion II (vorn, oben, Schublade halbeingeschoben).
Diese Kochfuntkion bietet sich an, um komplett im Innenraum zu kochen.
Aber die primär angestrebete Kochposition ist komplett außerhalb des Fahrzeuges - deswegen kann man den Kocher incl. seiner Halterung entnehmen.
Bei den Auszügen handelt es sich um 60cm Vollauszüge.
Bedingt durch das Überstehen der Kühlbox im oberen Bereich ergibt sich im unteren Bereich Platz, um die Auszüge "hinten" die notwendigen Zentimeter überstehen zu lassen, um die Schublade komplett mit der Front bündig einpassen zu können.
Gesamtbetrachtung
Das Küchenmodul, dass in seiner Nutzung streng genommen kein Küchenmodul ist bzw. sein soll. ;-)
Alle Punkte unseres Anforderungskataloges wurden erfüllt. Aber das wesentliche Problem war die Integration der Kompressorkühlbox.
Diese Funktion war bei keiner der am Markt angebotenen Küchenmodule erfolgreich nutzbar.
Wobei sicherlich noch Raum für Optimierung und Varianz der restlichen Anforderungen wäre.
Trotzdem stellt dieses Modul für uns den besten Kompromiss in Raumnutzung, Herstellungsaufwand und Handling dar.
Der monetäre Materialaufwand (Alu-Schienen, Alu-Verschraubungen, Kunststoffblenden, Holz, Farbe, Auszüge, GN-Behälter, GN-Griffe, Push Lock) liegt bei ca. 230€. Kocher, Kartuschen und Kompressorkühlbox sind exclusiv.
Einsatz - Dokumentation
Ein schneller Eindruck im Echtbetrieb:
Aufgeklappter Tisch, Nutzung der "Pseudo-Spüle", Kartuschenhalter (ohne Kartusche) unten rechts.
Variante 'Blaue Version'
Das Küchenmodul wurde bereits einmal, etwas modifiziert, nachgebaut. Bedingt duch die Kompressorboxvariante (minimal anderen Abmaße) und durch die Größe des Fahrers (Sitzposition weiter "hinten") sind die Abmessungen leicht geringer. Während die rote Variante immer fix positioniert wird, ist die blaue Variante bei Bedarf zum Verschieben im Schienensystem konstruiert. Bei dieser Anforderung sollten unten im Bodenbereich zwei Querstreben (Aluprofile) zusätzlich eingebaut werden (auf Bild 1 gut sichtbar). Die Materialkosten liegen ebenfalls bei 250.- €.
Bilderquelle: Spinne / multifornia.de
Variante 'mmc037'
Hier eine weitere Variante, mit aktiver Spüle.
Der wesentliche Unterschied, neben der Spüle, ist die Tiefe von 700mm und der obere Bereich mit Frontzugang durch Türen.
In der Realität sieht das Küchenmodul dann so aus: