Schraubenfeder
Funktion
Die Schraubenfeder ist Teil der Fahrwerksfederung. Es handelt sich um eine gewundene Torsionsfeder (Druckfeder), die aus Federdraht mehr oder weniger zylinderförmig gewickelt ist. Die Hauptbelastungsrichtung verläuft in Richtung der Federachse, wobei sich die Federenden geringfügig gegeneinander verdrehen können.
Beim T4 sind Schraubenfedern nur an der Hinterachse verbaut. Die Vorderachse wird über eine Drehstabfeder gefedert.
Einbauort und Übersicht
Die Schraubenfedern sind an der Hinterachse zwischen Achslenker und einem am Längsträger befestigten Lagerbock eingesetzt. Sie sind nicht durch Schrauben o.ä. fixiert, da sie durch das Fahrzeuggewicht und entsprechende Aufnahmen in Position gehalten werden.
Modell- und fahrwerksabhängig (z.B. erhöhte Nutzlast, Sportfahrwerk ab Werk) finden sich oben und unten unterschiedlich dicke Federteller (von VW Unterlagen genannt), über die in Grenzen auch die Fahrzeughöhe hinten eingestellt werden kann. Diese werden in eine Aufnahme ('Dorn') gelegt, die auch die Schraubenfeder in Position hält. Unten befinden sich eine Unterlage und eine Kappe zur besseren Führung der Feder und zur Geräuschdämmung (Kappe nicht bei T4 vor 1992), oben eine Unterlage mit zusätzlichem Anschlagpuffer. Die Unterlagen besitzen innen eine Ausformung, in die die Kappe bzw. das Federende formschlüssig passt.
Bei T4 mit Allradantrieb (Syncro) ist möglicherweise unten keine Unterlage verbaut, sondern nur die Kappe.
Zuordnung der Federn
Es gibt von VW über 10 verschiedene Federn, die in Abhängigkeit von Baujahr, Fahrwerk und Nutzlast verbaut wurden. Die Federn besitzen ab Werk eine Farbmarkierung. Diese befindet sich bei korrekter Einbaulagen hinten (Richtung Fahrzeugheck) im unteren Drittel der Feder. Zusätzlich ist an einem Ende der Feder die Teilenummer eingeprägt, die aber bei einer gebrauchten Feder meist nicht mehr erkennbar ist.
Das Bild von RalphCC zeigt unterschiedliche Originalfedern; von links: braun, rosa und weiß.
Teilenummer | Farbe | Durchmesser [mm] | federnde Windungen | Modell und Ausstattung |
701 511 105 | violett | 10,4-20,5 | 7,65 | Pritsche/Doka, KR/LR, Nutzlast 1000 kg |
701 511 105 A | weiss | 9,9-19,3 | 7,71 | Kasten/Kombi/Multivan/Caravelle, KR/LR, Nutzlast 800/1000 kg |
701 511 105 B | braun | 10,5-21,0 | 7,6 | Pritsche/Doka, KR/LR, Nutzlast 1200/2000 kg (1000 kg verstärkt) |
701 511 105 C | weiss | 10,0-19,4 | 7,71 | Kasten/Kombi/Multivan/Caravelle, KR/LR, Nutzlast 800/1000 kg |
701 511 105 F | grün | 11,5-16,7 | 7,07 | Krankenwagen, KR/LR, Nutzlast 1000 kg |
701 511 105 G | blau | 9,9-19,3 | 7,71 | Kombi/Multivan/Caravelle, KR, tiefergelegt 15 mm |
701 511 105 H | orange | 11,5-17,5 | 6,79 | Kombi/Multivan/Caravelle, KR, Nutzlast 800/1000 kg |
701 511 105 J | orange | 11,5-17,8 | 6,58 | Kombi/Multivan/Caravelle, KR, Nutzlast 800/1000 kg |
701 511 105 K | gelb | 11,5-19,4 | 6,83 | Camper, KR/LR, Nutzlast 1000 kg |
701 511 105 L | grau | 10,8-18,0 | 7,5 | Kombi/Multivan/Caravelle, KR, tiefergelegt 15 mm (Tieferlegungsfeder) |
701 511 105 M | rosa | 10,4-20,5 | 7,65 | alle, KR/LR, Nutzlast 1000/1200 kg (Auflastfeder) |
701 511 105 P | lichtblau | 14,6-16,0 | 6,18 | Kombi/Multivan/Caravelle, KR, Nutzlast 800/1000 kg Aber auch schon gefunden beim LR mit hinterer Radlast von 1.300 kg |
H&R-Feder | 29 429 HA | 9,7-19,25 | 7,5 | ungespannte Federlänge 235 mm, für Achslasten bis 1490 kg |
Da die Zuordnung nicht immer eindeutig ist, muss bei der Ersatzteilbeschaffung die korrekte Schraubenfeder über die Fahrgestellnummer bzw. Ausstattungsnummer ermittelt werden. Alle Feder kosten bei VW ca. 93 Euro.
Bei T4 mit Bremskraftregler an der Hinterachse muss dieser an die neue Feder angepasst sein. Nach einem Wechsel auf eine andere Feder muss er mindestens neu eingestellt, und in manchen Fällen müssen sogar die Zugfedern der Bremskraftregelung gewechselt werden.
Federteller/Unterlage und Kappe
Die Unterlagen sind bei VW grundsätzlich in 3 verschiedenen Stärken erhältlich, wobei die 5 und 19 mm dicken Unterlagen wohl für das 16-Zoll-Fahrwerk vorgesehen sind.
- 5 mm: 7D0 511 139
- 13 mm: 7D0 511 147 A
- 19 mm: 7D0 511 147 B
Die Kappe (7D0 511 143) soll eine Stärke von 2 mm haben.
Die Preise für die Unterlagen bewegen sich in der Größenordnung von 14,50 Euro, die für die Kappe im Bereich von 2,60 Euro.
Über die Unterlagen lässt sich die Fahrwerkshöhe hinten in Grenzen einstellen. Aufgrund der Achs- und Federgeometrie soll sich eine Veränderung in der Höhe ergeben, die bei dem ca. 1,5-fachen der Unterlagenhöhe liegen soll. Wechselt man beispielsweise von 5 mm- auf 19 mm-Unterlagen, so sollte der T4 hinten ca. (19 - 5) x 1,5 = 21 mm höher stehen.
Ein-/Ausbau
Hinweise:
- Bei einem Federwechsel sollte grundsätzlich ein Tausch der Federteller/Unterlagen in Erwägung gezogen werden, weil diese auch verschleißen.
- Federn vor dem Einbau auf Lackschäden prüfen. Sind welche vorhanden, diese zunächst ausbessern.
- In korrekter Einbaulage befindet sich die Farbmarkierung der Feder hinten (Richtung Fahrzeugheck) im unteren Drittel der Feder.
- Das Hinterrad muss nicht abmontiert werden. Der Abbau erleichtert u.U. aber die Arbeit.
- Bei Fahrzeugen mit Allradantrieb sollte grundsätzlich vorher die Gelenkwelle getriebeseitig abgeflanscht und waagerecht am Aufbau aufgehängt werden, um Schäden am Gleichlaufgelenk zu vermeiden.
- Bei Fahrzeugen mit Hinterachsstabilisator muss dieser, so R. Werner, gelöst werden, damit sich die Achslenker ausreichend entlasten lassen. Dazu genügt es die beiden Stabilisator-Befestigungen am Achslenker zu lösen und den Stabilisator nach unten wegzudrehen. Dies ist aber nur erforderlich, wenn der Bus nur einseitig angehoben wird. Wird das gesamte Heck angehoben, werden also beide Räder entlastet, so ist dies nicht erforderlich.
Werkzeug:
- Schraubenschlüssel/Einsatz für Sechskantschraube M12
- Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz bis 100 Nm
Arbeitsschritte:
- Ggf. Stabilisator-Befestigungen an den Achslenkern lösen und Stabilisator nach unten wegdrehen.
- Fahrzeug soweit anheben (Räder weiterhin am Boden), bis die obere Befestigungsschraube des Stoßdämpfers zugänglich ist.
- Befestigungsschraube lösen und heraus nehmen.
- Fahrzeug weiter anheben, um den Achslenker abzulassen, wodurch die Feder komplett entlastet wird.
- Feder nach hinten entnehmen.
- (optional) Unterlagen, Kappe und ggf. Anschlagpuffer entnehmen.
Wiederherstellung:
- O.a. Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge.
- Beim Einbau der Unterlagen diese so drehen, dass die Federenden in der jeweiligen Vertiefung (ggf. der Kappe) liegen
- Dabei auf die korrekte Einbaulage der Feder achten (siehe Hinweise).
- Obere Befestigungsschraube des Stoßdämpfers mit 100 Nm anziehen.