Servolenkung

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Wie andere Fahrzeuge auch besitzt der T4 eine sogenannte Servolenkung, zur Reduzierung der Lenkradkräfte beim Lenken im Stand, beim Rangieren oder bei geringen Fahrgeschwindigkeiten. Diese war jedoch zumindest bei den frühen Baujahren nicht serienmäßig, sondern musste als Zusatzausstattung geordert werden.

Funktion

Bei der im T4 verbaute Servolenkung handelt es sich um ein hydraulisches System, das aus den folgenden Komponenten besteht:

  • eine vom Motor angetriebene Pumpe (Servopumpe oder auch Flügelpumpe für Servolenkung),
  • dem Ölvorratsbehälter,
  • dem Servoventil,
  • dem Hydraulikzylinder,
  • den dazugehörigen Druckleitungen.


Das Servoventil ist meistens eine Torsionsfeder (mit sehr hoher Steifigkeit). Dreht der Fahrer das Lenkrad wird die Torsionsfeder ausgelenkt und gibt am oberen Ende Ventilöffnungen frei, die den Strom der Hydraulikflüssigkeit freigeben, der weiter unten im System die Bewegung verstärkt. Damit reduziert sich der Widerstand im Widerlager der Torsionsfeder, so dass der Ventilquerschnitt am oberen Ende der Torsionsfeder wieder reduziert wird. Das System reguliert sich damit selbst. Mit der Steifigkeit der Torsionsfeder wird die Charakteristik der hydraulischen Servolenkung eingestellt. (Quellenangabe)

Die Servopumpe (Hydraulikpumpe) fördert ständig einen Volumenstrom durch die Lenkung. Da aber die Lenkung bei der Geradeausfahrt oder geringen Lenkbewegungen keine Servounterstützung braucht, fließt das Öl direkt wieder zurück in den Behälter. Den Druck, der dabei entsteht, nennt man Durchflussdruck. Dies lässt sich mit einem Gartenschlauch vergleichen, durch den man ungehindert Wasser fließen lässt. Die Pumpe läuft zwar ständig mit, verbraucht aber weniger Energie als andere Verbraucher im Auto, wie z.B. Klimaanlage, heizbare Heckscheibe, Sitzheizung etc.. In dem Moment, wo eine Lenkbewegung ausgeführt wird, wird ein Teil dieses Volumenstromes in den Arbeitsraum der Lenkung umgeleitet. Es entsteht ein Druck im System. Den höchsten Druck erreicht man dann, wenn man die Lenkung voll in eine Richtung einschlägt. In diesem Moment wird der komplette Volumenstrom in den Arbeitsraum eingeleitet, ohne dass Öl direkt zurückfließen kann. Die Pumpe geht auf Block. Der entstehende Druck wird durch das Druckbegrenzungsventil auf einen maximalen Druck eingeregelt, den sog. Systemdruck. Dadurch entsteht das Pfeifen, welches man hin und wieder beim Einparken hört, da dann der Ölstrom vollständig in die Arbeitsräume der Lenkung eingeleitet wird. In diesem Fall wird die maximale Leistung der Servopumpe erbracht, sie kann, je nach Fahrzeug, 21 kW und mehr betragen. (Quellenangabe)

Da immer eine mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Lenkgestänge existiert, ist das Fahrzeug auch bei Ausfall der Servolenkung lenkbar. Allerdings nehmen die erforderlichen Lenkkräfte ohne Serrvounterstützung erheblich zu.


Komponenten

Servopumpe

Die Servopumpe wird bei allen T4 baujahrabhängig über eine Riemenscheibe von einem Keilriemen oder einem Keilrippenriemen angetrieben; sie ist also in den Nebenaggregatetrieb integriert. Es handelt sich um eine Hochdruckpumpe, deren Sollförderdruck im Bereich von 95 bis 110 bar liegt.

Die Einbauorte bei den unterschiedlichen Motoren unterscheiden sich nur geringfügig, wie die nachfolgenden Bilder zeigen. Bei den 4-Zylindermotoren wird die Servopumpe über einen 2. Riemen angetrieben.

4-Zylindermotor AAC
5-Zylindermotor AXG
5-Zylindermotor AXG

Grundsätzlich kommen bei den 4-Zylindermotoren identische Servopumpen zum Einsatz; die aus einem ABL passt daher auch in einen AAC. Gleiches gilt für die 5-Zylindermotoren. Da es aber baujahrabhängige Unterschiede geben kann, sollte vor dem Kauf genau geprüft werden, welche Pumpe benötigt wird. Die Pumpen kosten bei VW motorabhängig zwischen 200 und 320 Euro.

Mit der Zeit wird jedoch die Servopumpe anfangen zu quietschen und zu ruckeln, sehr häufig fällt dies nach einem Zahnriemen/Keilriemenwechsel auf. Das Problem lässt sich kurzfristig mit einer kurzen Babypuder- oder Talkumbehandlung beheben - oder dauerhaft durch nachspannen des Riemens. Die Spannung des Riemens wird durch Zwischenscheiben geregelt - je mehr scheiben desto weniger Spannung, je weniger Scheiben desto mehr Spannung.

Grundsätzlich hat die Riemenscheibe 4 Zwischenscheiben (U-Scheiben). Davon sind - je nach Spannung eine oder mehrere zwischen den bei den Riemenscheibenhälften eingespannt, die verbleibenden werden außen wieder aufgelegt und mit festgeschraubt.

Zum spannen müssen also "einfach" U-Scheiben entnommen werden, und wieder außen auf der Riemenscheibe angebracht werden. Für Arbeiten an der Servopumpe siehe Abschnitt "Ausbau"

Servolenkgetriebe

Das Servolenkgetriebe ist wie das Lenkgetriebe auf dem Aggregateträger befestigt. Es bewegt die Spurstangen, die wiederum für den entsprechenden Einschlag der Räder sorgen. Siehe auch den Artikel Lenkgetriebe.


Druckleitungen

Aufgrund des hohen Arbeitsdruck von bis zu 110 bar werden im Bereich der Servolenkung spezielle druckfeste Schläuche genutzt. Der Schlauch von der Servopumpe zum Lenkgetriebe ist zudem ein Dehnschlauch, der Druckschwankungen im System dämpfen kann.


Vorratsbehälter

Der Vorratsbehälter für die Hydraulikflüssigkeit befindet sich in Fahrtrichtung rechts vorne im Motorraum. Er besitzt in der Regel einen grünen Verschlussdeckel.

Vorratsbehälter bei einem ACV


Druckschalter

Bei älteren T4-Benzinmotoren bis Modelljahr 1995 ist ein Schalter F88 (Servolenkung) verbaut, der bei einem Überschreiten der Schaltschwelle (z.B. hoher Servodruck beim Lenken im Stand) ein Signal zur Erhöhung der Leerlaufdrehzahl an das Motorsteuergerät gibt.


Betrieb und Probleme

Abgesehen von kaum vermeidbaren Undichtigkeiten an den Schlauchanschlüssen ist die Servolenkung im T4 unproblematisch.
Ein ab und an bei vollem Lenkradeinschlag auftretendes Pfeifgeräusch der Servolenkung ist normal; siehe oben Funktion.


Ausbau

Servolenkgetriebe

Der Ausbau ist im Artikel Lenkgetriebe beschrieben.


Servopumpe

Hinweise:

  • Bei den Arbeiten an der Servolenkung muss unbedingt auf größte Sauberkeit geachtet werden. Daher sämtliche Verbindungsstellen vor dem Lösen gründlich reinigen. Dabei keine fasernden Lappen verwenden.
  • Sind Teile ausgebaut, im Bereich der Servolenkung nicht mit Druckluft arbeiten und das Fahrzeug nicht bewegen.
  • Ersatz-Pumpen besitzen keine Ölfüllung. Daher die Pumpe vor dem Einbau unbedingt mit Hydrauliköl füllen und ein paar Mal von Hand durchdrehen, um Geräusche im Fahrbetrieb sowie Pumpenschäden zu vermeiden.
  • Dichtungen grundsätzlich erneuern. Bei allen Motoren werden benötigt: 2 Dichtring 16x22 benötigt (N 013 848 7, ca. 0,30 Euro)
  • Abgelassenes Hydrauliköl nicht wiederverwenden.
  • Nur von VW zugelassenes Hydrauliköl (z.B. G 000 200) verwenden. Es wird ungefähr 1 Liter benötigt.
  • Der Ausbau ist am Beispiel eines 5-Zylinder- (ACV) bzw. 6-Zylindermotor (AES) beschrieben. Bei den anderen Motoren erfolgt er aber auf praktisch identische Art und Weise. Teilweise unterscheiden sich jedoch die Anzugsmomente für die Pumpe; siehe Arbeitsschritte.
  • Zum Lösen einer 'angerosteten' Riemenscheibe keine zu hohen Kräfte ausüben und die 'Zentralschraube' für die Welle nicht mit einem Hammer bearbeiten. Die Pumpe kann dadurch beschädigt werden.
  • Riemenscheibe Außenfläche markieren - die Scheibe ist nicht symetrisch. Falls die Riemenscheibe verdreht (Außenfläche/Innenfläche) eingebaut wird, fluchtet die Scheibe nicht mehr mit den restlichen Scheiben im Riementrieb. Der Versatz ist ca. 3mm (größerer Spalt zwischen Riemenscheibe und Pumpe).


Werkzeug:

  • Schlüssel oder Einsatz für Innensechskant und ggf. Sechskant M8
  • Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz bis 20 Nm bzw. 25 Nm (6-Zylindermotoren)
  • Gegenhalter (z.B. VW 1590)
  • Schlüssel oder Einsatz für Sechskant M16
  • Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz bis 30 Nm
  • Behälter (> 1 Liter) für das Ablassen des Haydrauliköls


Arbeitsschritte:

  1. Motorwanne abbauen.
  2. Keilriemen bzw. Keilrippenriemen abnehmen.
  3. Riemenscheibe markieren und dann abbauen. Dazu die Riemenscheibe gegenhalten und die 3 Befestigungsschrauben (Innensechskant M8, 20 Nm) herausdrehen.
    Befestigungsschrauben der Riemenscheibe herausdrehen
    Dann die Reimenscheibe abnehmen.
  4. Druckleitung abbauen. Dazu die Hohlschraube (M16, 30 Nm) herausdrehen; ggf. am Anschluss gegenhalten. Dabei auf die beiden Dichtringe achten.
    Druckleitung abbauen
  5. Dabei Hydrauliköl ablassen.
  6. Saugschlauch abbauen. Dazu die Schlauchschelle lösen und Schlauch vom Stutzen abziehen.
    Saugschlauch abbauen
  7. 1 oder 2 Befestigungsschrauben der Pumpe an der Rückseite (Sechskant oder Innensechskant M8, 20 Nm bzw. 25 Nm bei 6-Zylindermotoren) herausdrehen.
    Befestigungsschrauben Rückseite (5-Zyl.)
    Befestigungsschrauben Rückseite (6-Zyl.)
  8. 3 Befestigungsschrauben der Pumpe (Sechskant oder Innensechskant M8, 20 Nm bzw. 25 Nm bei 6-Zylindermotoren) herausdrehen und Pumpe abnehmen.
    Pumpe abbauen


Wiederherstellung:

  • O.a. Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge.
  • Auf die korrekten Anzugsmomente achten.
  • Beim Einbau der Druckleitung darauf achten, dass der ggf. vorhandene Anschlagwinkel beim Anziehen der Hohlschraube am Pumpengehäuse anliegt.
    Anschlagwinkel an Druckleitung
  • Hydrauliköl bis zur max-Markierung einfüllen; insgesamt ca. 1 bis 1,1 Liter. Motor anlassen, einige Minuten im Leerlauf laufen lassen und dabei Hydrauliköl nachfüllen. Dann mit mäßiger Drehgeschwindigkeit mehrfach bis fast zum Anschlag nach links und rechts lenken. Die Servolenkung entlüftet sich dabei. Ölstand nach der ersten längern Fahrt kontrollieren.

Quellenangabe

Artikel Servolenkung. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. September 2007, 15:30 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Servolenkung&oldid=36363197 (Abgerufen: 15. September 2007, 09:42 UTC)