Radlager

Aus T4-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Radlager

Funktion

Das Radlager dient - wie der Name schon sagt - der Lagerung des Rades. Es sitzt im Zentrum des Rades und trennt die drehenden Komponenten (Radnabe) von den stationären Komponenten der Radaufhängung. Alle Kräfte und Momente werden von der Straße und dem Fahrwerk über das Radlager geleitet.

Im T4 sind baujahrunabhängig Radlager der 1. Generation verbaut. Es handelt sich um 2 Schrägkugellager bzw. Kegelrollenlager (Radlager für erhöhte Nutzlast 2.000 kG), die zu einer Einheit mit einem gemeinsamen Außenring zusammengefasst sind. Diese Einheit wird in das Radlagergehäuse gepresst und dort mit einer Spannscheibe oder die Gelenkwelle und einem Sprengring axial gesichert. Die Innenringe werden dabei über eine Radlagerschraube mit Mutter oder eine Radlagerschraube zwischen Radnabe und Gelenkwelle zur Aufnahme der Lagerreaktionskräfte axial verspannt. So ist das Radlager in der Lage, sowohl radiale als auch axiale Kräfte praktisch spielfrei aufzunehmen.

Schnitt durch ein Radlager der 1. Generation (Quelle: SKF)


Einbauort

Das Radlager ist an der Vorderachse in das Radlagergehäuse und an der Hinterachse in eine entsprechende Aufnahme am Schräglenker eingesetzt.

Einbauort Vorderachse
Einbauort Hinterachse (Trommelbremse)


Ausbau

Der Aus-/Einbau erfolgt bei allen Radlagern nach demselben Prinzip. Es werden zudem baujahrunabhängig dieselben Anzugmomente genutzt. Eine Fahrwerkseinstellung nach erfolgtem Ein-/Ausbau ist grundsätzlich nicht erforderlich.


Hinweise:

  • Das Radlager wird beim Ausbau zerstört und kann nicht wiederverwendet werden.
  • Selbstsichernde Muttern, Dehnschrauben und Sicherungsringe (Sprengringe) immer ersetzen. Üblicherweise werden sie beim Kauf eines Radlagers mitgeliefert.
  • Wegen Verletzungsgefahr sollte die Schraube zur Befestigung der Radnabe (Radlagerschraube) nur bei auf den Rädern stehendem Fahrzeug gelöst bzw. angezogen werden.
  • An Rädern mit Gelenkwelle wird als Radlagerschraube immer eine Dehnschraube genutzt, die in das äußere Gelenk der Gelenkwelle geschraubt wird. Ist diese ausgebaut, darf das Fahrzeug nicht gerollt werden, weil dabei das Radlager beschädigt wird.
  • An Rädern ohne Gelenkwelle wird als Radlagerschraube eine normale Schraube genutzt, die zusammen mit einer selbstsichernden Mutter eine Spannscheibe gegen das Radlager presst.
Radlagerschraube mit Scheibe
Spannscheibe und Mutter


Werkzeug:

  • Schraubenschlüssel/Einsatz für Sechskantschraube/-mutter M16
  • Drehmomentschlüssel für o.a. Einsatz bis 150 Nm (für Dehnschraube) bzw. 200 Nm (für normale Schraube)
  • Werkzeug zum Aus-/Einpressen des Radlagers und der Radnabe; für Letzteres ggf. auch auch nur längere Schrauben M14x1,5 (siehe Arbeitsschritte)
  • Abzieher und ggf. Hebel zum Abziehen/Aufpressen des Lagerinnenrings auf die Radnabe
  • Diverse Schraubenschlüssel/Einsätze für Aus-/Einpresswerkzeug und Abzieher
  • Zange für Sicherungs-/Sprengring


Arbeitsschritte:

  1. Rad abbauen.
  2. Bremsscheibe bzw. Bremstrommel sowie ggf. vorhandenes Abdeckblech abbauen; siehe dazu die Artikel Vorderradbremse bzw. Hinterradbremse.
  3. Radlagerschraube herausdrehen. Dazu:
    1. an der Vorderachse sowie an der Hinterachse bei T4 mit Syncro-Allradantrieb die Gelenkwelle abbauen bzw.
    2. an der Hinterachse bei T4 ohne Syncro-Allradantrieb die Mutter auf der Rückseite gegenhalten und die Schraube herausdrehen.
      Radlagerschraube mit Scheibe
      Unterlegscheibe und Spannscheibe abnehmen.
      Spannscheibe und Mutter
  4. Radnabe (mit Lagerinnenring) abziehen oder - wie im Bild von Urs137 - mit 2 Schrauben M14x1,5 durch wechselseitiges Anziehen der Schrauben herausdrücken. Schrauben dabei z.B. mit Schraubenschlüsseln unterlegen.
    Radnabe abziehen
  5. Lagerinnenring von der Radnabe abziehen.
    Lagerinnenring abziehen
    Dazu ggf. zunächst mit einem Hebel Angriffsfläche für den Abzieher schaffen.
    Lagerinnenring bearbeiten
  6. Sicherungsring entnehmen.
    Sicherungsring
  7. Radlager auspressen.
    Radlager auspressen
    Ausgepresstes Radlager
  8. Radlageraufnahme reinigen.


Wiederherstellung:

  1. Radlager einbauen. Dabei darauf achten, dass dieses nicht verkantet wird.
    1. Werkzeug ansetzen.
      Werkzeug ansetzen
    2. Radlager bis zum Anschlag einpressen.
      Radlager einpressen
  2. Sicherungsring einsetzen.
    Sicherungsring
  3. Radnabe einpressen.
    Radnabe einpressen
  4. Radlagerschraube eindrehen und festziehen. Dazu:
    1. bei Rädern mit Gelenkwelle diese wieder einbauen; Anzugsmoment der Schraube (mit Scheibe!): 150 Nm + 90 Grad.
    2. bei allen anderen Rädern Schraube mit Scheibe einsetzen, Spannscheibe auf die Schraube schieben und selbstsichernde Mutter anziehen; Anzugsmoment: 200 Nm.
  5. Restliche Arbeitsschritte wie oben in umgekehrter Reihenfolge.


Teilenummern

Mit den Fahrwerksänderung zum MJ1996 (Große Produktaufwertung) wurden die Radlager an der Vorderachse verändert; die der Hinterachse blieben unverändert. Für die Hinterachse gibt es ein verstärktes Radlager für T4 mit erhöhter Nutzlast (2000 KG, PR-Nummer 0J4). Alle Radlager haben die Dimension 80x45.
Bei einer Bestellung bei VW werden alle erforderlichen Montageteile mitgeliefert. Dies ist auch im Kfz-Zubehörbereich üblich. Die Bilder zeigen je einen Satz Radlager mit Montageteilen für die Hinter- und Vorderachse.

Radlager mit Montageteilen
SKF-Radlager vorne ab MJ1996
Teilenummer Bezeichnung Preis (2012)
701 498 625 Radlager vorne bis MJ1995 ca. 114 Euro
7D0 498 625 Radlager vorne ab MJ1996 ca. 114 Euro
701 598 625 Radlager hinten für normale Nutzlast (800-1200kg)
mitgeliefertes Radlager: 701 501 287 D von FAG
ca. 114 Euro
701 598 625 B Radlager hinten für erhöhte Nutzlast (2000 kg)
mitgeliefertes Radlager: 701 501 287 F von Timken
ca. 107 Euro
701 598 625 A Radlager hinten für normale Nutzlast (800-1200kg) für Syncro ca. 107 Euro
N 012 350 1 Sicherungsring 80x2,5 für alle Radlager ca. 3,10 Euro
N 102 566 04 Selbstsichernde Mutter M16x1,5 ca. 1,60 Euro
N 906 251 01 Dehnschraube M16x1,5x87x68 ca. 5,30 Euro


Die nachfolgenden Bilder von RalphCC zeigen jeweils links das verstärkte Lager mit Teilen und rechts das normale:

Unterschiedliche Lager
Unterschiedliche Lager

Betrieb und Probleme

Die Radlager des T4 gelten als sehr langlebig. Da es sich jedoch um ein Verschleißteil handelt, wird das Radlager unvermeidbar, wohl deutlich jenseits 200.000 km-Marke, verschlissen sein. Radlagerverschleiß macht sich je nach Fortschritt in der Regel wie folgt bemerkbar:

  • Laufgeräusche (z.B. Brummen), die sich bei Kurvenfahrt ändern oder die - im Frühstadium - erst bei Kurvenfahrt auftreten,
  • spürbar 'unrundes', hakeliges Drehen des aufgebockten Rades,
  • Fettspritzer,
  • leichtes Spiel des Lagers (selten),
  • hohe Temperatur des Lagers bzw. des Radlagergehäuses


Die nachfolgenden Bilder von RalphCC zeigen den erheblichen Verschleiß eines Radlagers; vermutlich aufgrund von Wasser/Dreck im Radlager. Auffällig ist, dass der Schaden nur eine Hälfte des Lagers betroffen hat (hier: Innenseite Richtung Antriebswelle); die radseitige Hälfte war, obwohl innen nicht von der anderen Hälfte getrennt, noch in gutem Zustand.

Verschlissenes Radlager
Verschlissenes Radlager



Weblinks