Anlasser
Der nachfolgende Artikel wurde mit Texten und Bildern von Csovi (dem Unsichtbaren) sowie EugenR aus dem T4-Forum erstellt.
Funktion
Der Anlasser oder Starter ist ein Teil an einer Verbrennungskraftmaschine. Er wurde von Cadillac erstmals 1912 und in Europa von Citroën 1919 in den Automobilbau eingeführt.
Verbrennungsmotoren [...] können im Stillstand kein Drehmoment liefern und daher nicht selbst anlaufen. Ehe ein Verbrennungsmotor seine eigentliche Arbeit beginnen kann, muss ein Ansaug- sowie ein Verdichtungstakt ausgelöst werden - er muss angeworfen werden, z.B. durch Handkurbeln, Antreten oder Anschieben. [...] Der Anlasser ist ein Elektromotor [...], der diese Arbeit übernimmt. (Quellenangabe)
Es handelt sich in der Regel um Reihenschlussmotoren, die ihr größtes Drehmoment bei niedrigen Drehzahl aufweisen.
Im T4 kommt ein sogenannter Schub-Schraubtriebstarter zum Einsatz. Er besitzt ein kleines Zahnrad (Starterritzel), das auf der Starterwelle axial verschiebbar ist.
Das Ritzel wird beim Betätigen des Anlassers über den Zündanlassschalter durch den Einrückmagnetschalter (Elektromagnet) zunächst in die Verzahnung des Anlasszahnkranzes auf dem Schwungrad in Eingriff gebracht (eingespurt). Das Ritzel ist seitlich angeschrägt, um den Einspurvorgang zu erleichtern.
Ist es in Position, wird der Strom für den Anlassermotor durch einen Kontaktschalter am/im Einrückmagnetschalter eingeschaltet. Es ist über ein Freilaufgetriebe mit dem Elektromotor verbunden, das das Hochlaufen des Anlassers verhindert, wenn der Motor bei eingespurtem Ritzel schneller als der Anlasser laufen sollte.
Wohl baujahrabhängig oder abhängig vom Getriebetyp wurden Anlasser mit Welle zur Lagerung am Getriebegehäuse oder ohne Welle verbaut. Bei den Anlassern mit Welle steckt diese in einer eingeschrumpften Gleitlagerbuchse im Inneren des Getriebegehäuses und stützt den Anlasser zusätzlich ab. Bei den Anlassern ohne Welle, die auch als "selbsttragend" bezeichnet werden, ist die Mechanik des Anlassers für die Aufnahme der Kräfte ohne Welle konzipiert.
Grundsätzlich können Anlasser mit Welle durch einen selbsttragenden ersetzt werden. Dabei sollte jedoch geprüft werden, ob die Lagerbuchse im Getriebegehäuse noch fest sitzt. Tut sie das nicht, sollte sie entfernt werden, damit sie sich nicht 'selbstständig' macht.
Zum Entfernen hat Forenuser Grummelgrufti einen Stechbeitel für Holz genommen und die Buchse zerstört. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass alle Teile mit einem Staubsauger abgesaugt werden, da sie sonst in die Kupplung oder das ZMS fallen könnte.
Tipp: Selbst, wenn das Lager fest sitzt und mit normalen Mitteln nicht entfernt werden kann, sollte es mit Epoxidharz-Kleber gesichert werden.
Einbauort
Der Anlasser ist bei T4 mit Schaltgetriebe am Getriebegehäuse 'neben' der getriebeseitigen Schaltbetägigung befestigt. Das Gehäuse besitzt an der Stelle die erforderliche Öffnung für das Starterritzel.
Der Einbauort befindet sich bei den 5-Zylindermotoren auf der rechten Seite unten am Motor (vor dem Motorraum stehend). Die nachfolgenden Bilder (Bilderquelle: maniac@t4forum.de und Angela Westphal) zeigen den Anlasser an einem ausgebauten 111 kW-TDI (MKB AXG) von der 'Rückseite' des Motors und eingebaut von unten in einem AAB aus 1992:
Bei den anderen T4-Motoren sieht es ähnlich aus. Nachfolgend noch einige Detailaufnahmen des Einbauortes:
Zumindest bei den neueren T4 befindet sich auf der Anschlussseite des Magnetschalters eine Plastikabdeckung.
Ausbau
Der Anlasser ist lediglich mit 3 Inbusschrauben (Innensechskant) am Getriebegehäuse befestigt. Nach Abschrauben der Kabelverbindungen und Lösen der o.a. Schrauben kann er entnommen werden. Zuvor muss die Motorwanne abgebaut werden. Unter Umständen ist auch ein Ausbau von oben möglich.
Für kleinere Reparaturen (z.B. an den Kabelverbindungen) ist je nach Motor und Ausstattung ein Arbeiten von oben ohne Ausbau des Anlassers möglich. Nimmt man kleinere Kratzer an der Hand in Kauf, kann man die o.a. Plastikabdeckung abnehmen und dann an die Kabelverbindungen kommen, wie die folgenden Bilder zeigen (2001er ACV mit WWZH).
Hinweise:
- Die Kabel zum Anlasser (Kl.30 und Kl.50) sind nicht über eine Sicherung abgesichert. Dem entsprechend sollte die Batterie grundsätzlich vor Beginn der Arbeiten abgeklemmt werden.
- Vor dem Abklemmen der Batterie sicherstellen, dass sämtliche Codes (Radio etc. ) verfügbar sind ;-)
- Es gibt offensichtlich baujahrabhängige Unterschiede bei der Befestigung des Anlassers; Innensechskant oder Innenvielzahn.
Werkzeug:
- Schraubenzieher zum Entriegeln des Steckers
- Schraubenschlüssel bzw. Nuss für Sechskantschrauben/-muttern M8
- Inbusschlüssel/-einsatz für Innensechskant M8 (Bei mir ist es ein 6 mm Inbus. M.O.) oder Innenvielzahn M8; eine lange Nuss ist empfehlenswert.
- Drehmomentschlüssel mit o.a. Einsätzen für Anzugsmomente 10 bis 60 Nm (siehe unten)
Arbeitsschritte:
- Batterie abklemmen
- Wagen vorne anheben; z.B. mit Auffahrrampen.
- Motorwanne abbauen.
- Falls vorhanden Kunststoffkappe von der Anschlussseite des Einrückmagnetschalters abnehmen.
- Steckergehäuse für Anschluss Kl.50 (siehe Pfeil) entriegeln und abziehen.
- Sechskantmutter M8 am Magnetschalter-Anschluss Kl.30 abschrauben und die Leitung abziehen.
- 3 Befestigungsschrauben (Innensechskant M8, Inbus 6 mm) herausschrauben. Sie sind in einem Dreieck angeordnet. 2 davon sind leicht zugänglich (nach vorne und nach unten). Für die 3. Schraube braucht man eine längeren Inbusschlüssel oder einen passenden Inbus-Bit mit Verlängerung.
- Anlasser entnehmen.
Alternative bei Motorvariante TD:
- Batterie abklemmen
- Falls vorhanden Kunststoffkappe von der Anschlussseite des Einrückmagnetschalters abnehmen.
- Steckergehäuse für Anschluss Kl.50 (siehe Pfeil) entriegeln und abziehen.
- Sechskantmutter M8 am Magnetschalter-Anschluss Kl.30 abschrauben und die Leitung abziehen.
- 3 Befestigungsschrauben (Innensechskant M8, Inbus 6 mm oder Innenvielzahn) herausschrauben. Sie sind in einem Dreieck angeordnet. 2 davon sind direkt von oben zugänglich (nach vorne und nach hinten). Für die 3. Schraube (unten hinten) braucht man eine längeren Inbusschlüssel oder einen passenden Inbus-Bit mit Verlängerung.
- Tipp: Bei Verwendung einer Ratsche, die 3 Befestigungsschrauben zuerst lösen. Nachdem alle Schrauben gelöst wurden, können sie ohne Ratsche mit der Hand, bzw. mit der Nuß und angesteckter Verlängerung herausgedreht werden.
- Anlasser schräg nach unten ausziehen und dann nach oben entnehmen.
Wiederherstellung: Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Dabei auf die korrekten Anzugsmomente achten:
- Befestigungsschrauben
- Schaltgetriebe M8: 20 Nm
- Automatikgetriebe M10: 60 Nm
- Kl.30-Anschluss: 13 Nm
Alternative bei Motorvariante TD:
Das Montieren des neuen Anlassers funktioniert wie folgt:
- Anlasser von oben positionieren.
- Befestigungslaschen vor den Anlasserflansch bringen.
- Vordere obere Schraube per Hand eindrehen.
- Hintere obere Schraube per Hand eindrehen.
- Untere Schraube per Hand eindrehen.
- Alle Schrauben gem. oben genannten Anzugsmoment anziehen.
- Die Anschlüsse Klemme 50 und Klemme 30 (Anzugsmoment siehe oben) wieder befestigen.
Teilenummern
Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Anlasser werden hier keine Teilenummern aufgeführt. Die VW-Preise für komplette Anlasser bewegen sich im Bereich von gut 200 bis knapp 500 Euro; wahrscheinlich im Austausch. Es wurden baujahr- und motorabhängig Anlasser mit 1,1 bis 2,0 kW verbaut.
ACHTUNG! Viele Teileprogramme, auch bei den Teilehändlern vor Ort, unterscheiden NICHT zwischen 111KW TDI und den anderen. Durch die 10mm größere Getriebeglocke muss bei diesen Motoren aber auch der Anlasser länger sein bzw. tiefer eingreifen um das Schwungrad zu erreichen. Ein "kurzer" Anlasser spurt im "langen" Getriebe nicht ein. Die Boschnummer 0 001 125 046 ist z.B. ein Anlasser für einen AHY/AXG mit EEZ/DQR Getriebe und 2,0kW
Im Austausch sind Anlasser für den T4 bereits ab 70 Euro (über das Internet) zu bekommen, für einen Marken-Austausch muss man ab ca. 170 Euro rechnen.
Da sich der Anlasser gut zerlegen lässt und die Einzelteile (inkl. Reparatursatz) auch erhältlich sind, sollte man bei einem Defekt grundsätzlich auch eine Reparatur in Erwägung ziehen.
Schaltbild und Anschluss
Der Anlasser ist für den Elektromotor direkt mit der Starterbatterie (Kl.30) und der Lichtmaschine (B+) sowie für den Einrückmagnetschalter bei T4 ohne Automatikgetriebe direkt mit dem Zündanlassschalter (Kl.50) verbunden. Beide liegen durch den Einbau direkt an Motormasse. Die typischen Kabelfarben sind sw (Kl.30) und ro/sw (Kl.50).
Bei T4 mit Automatikgetriebe wird der Anlasserstrom nicht direkt vom ZAS auf den Anlasser gegeben. Er fließt über das Relais J266 (Anlasssperre und Rücklicht), wie in der Zeichnung angedeutet. Für das ausführliche Schaltbild siehe den Artikel Relais J266 (Anlasssperre und Rücklicht).
Trotz (oder wegen?) der hohen Ströme sind weder Kl.30 noch Kl.50 über Sicherungen abgesichert!
Wird der Motor über den Zündanlassschalter angelassen, wird zunächst der Einrückmagnetschalter betätigt, der das Starterritzel einspurt. Über den integrierten Schalter wird dann Batteriespannung auf den Elektromotor geschaltet.
Eigendiagnose, Prüfung und Störungen
Eigendiagnose
Der Anlasser ist nicht diagnosefähig.
Prüfung
Die Prüfung erfolgt über das Anlassen des Motors. Dabei ist in erster Linie auf ein akustisch weitestgehend sauberes Arbeiten des Anlassers zu achten. Darüber hinaus sollte der Anlasser bei aufgeladener Batterie jederzeit in der Lage sein, den Motor leicht durchzudrehen. Siehe auch Geführte Fehlersuche Anlasser.
Störungen
Typische Störungen liegen im Bereich der Mechanik (ausgeschlagenes Lager, Ritzel etc.) und im Bereich der Elektrik/Verkabelung (inkl. Schalter D (Zündanlassschalter)), wobei insbesondere der Stecker zum Magnetschalter eine Schwachstelle zu sein scheint. Zum einen kann er sich (am Kontakt) lockern, und zum anderen korrodiert er, wie das Bild des Steckers eines 2001er TDIs zeigt.
Auswirkung: beim Drehen des Zündschlüssels tat sich bezüglich des Anlassers gar nichts. Ein Wackeln am Stecker erweckte den Anlasser wieder zum Leben. Der Stecker wurde dann gereinigt, mit Rostlöser behandelt und wieder neu 'eingestellt'.
Typische Auswirkungen:
- Ungewöhnliche Geräusche beim Anlassen
- Anlasser spurt nicht aus
- Anlasser dreht den Motor nicht oder nur mühsam durch
Typische Fehlerursachen:
- diverse mechanische und elektrische Probleme bzw. Defekte
Reparatur
Revision
Siehe Artikel Anlasser (Reparatur).
Kohlen
Bilder und Texte wurden dankenswerterweise von EugenR zur Verfügung gestellt, der die Reparatur an seinem 1997er ACV mit ca. 250.000 km vorgenommen hat.
Zitat: "Ich wollte vor längerer Zeit schon meinem Anlasser neue Kohle verpassen. Der Anlasser wirkte müde und nach dem Aufmachen und reinigen lief er zwar wieder einwandfrei, die Kohle machte mir aber Sorgen, denn zwischen dem Kabel und dem Kohlerand war nicht mehr viel "Fleisch", was einen kapitalen Schaden nach sich ziehen könnte. Das Kabel schweißt sich an den Anker fest und reißt ein Teil des Ankers raus.(Hatte ich mal bei einem Kundenfahrzeug.)
Nun habe ich mir die Nummer vom Anlasser abgeschrieben und beim Boschdienst die passende Kohle bestellt. Kostenpunkt rund 40,- Euronen.
Heute war der Service fällig. Da habe ich den Anlasser auch gleich mitgemacht."
Hinweise:
- Vor Arbeiten an der Elektrik die Batterie abklemmen.
- Um das Risiko, dass die Mutter vom Pluskabel nicht aufgeht und man das Gehäuse vom Zuzieher ruiniert, zu umgehen, wird in dieser Anleitung der hintere Bereich der Anlassers abgebaut. Dabei auf das Anlasser-Getriebe achten!
Werkzeug:
- Schraubenschlüssel/Einsatz für Sechskantschrauben/-mutter SW7 und SW13
- Kreuzschlitzschraubenzieher
- Schraubenzieher zum Hebeln
Arbeitsschritte:
- Batterie abklemmen.
- Zwei Befestigungsschrauben (7 mm) und die 13 mm-Mutter von der Zuleitung herausdrehen/abschrauben.Das folgende Bild zeigt die Mutter vom Pluskabel, deren Lösen Schwierigkeiten bereiten kann. Die im Rahmen der Anleitung zu lösende Mutter befindet sich im Bild unterhalb der markierten Mutter.
- Anlasserhinterteil abziehen. Dabei auf das Anlasser-Getriebe aufpassen. Dieses bleibt drin.
- Nun die Schrauben rausnehmen und den hinteren Deckel samt Kohlehalter und Welle rausnehmen.
- 2 Befestigungsschrauben des Wellendeckels abschrauben und den Deckel abnehmen.
- Den Halbring (Sicherungsring) abnehmen. Dabei die Unterlagscheibe nicht vergessen! Und den Deckel abziehen.Man sieht nun den Kohlenhalter mit den verschliessenen Kohlen.Und im Vergleich:
- Alten Kohlenhalter abziehen, alles säubern und den neuen Kohlehalter mit Hilfe der Montierhilfe aufschieben.
- Dann etwas Fett auf die Welle.
Wiederherstellung:
- O.a. Arbeitsschritte in umgekehrter Reihenfolge.
- Dabei auf den korrekten Sitz der Abdichtung/Kabeldurchführung im Gehäuse achten.
- Getriebe einfetten und auf den korrekten Sitz des Deckels vom Getriebe achten.
Quellenangabe
Artikel Anlasser. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. Februar 2007, 14:31 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anlasser&oldid=27588453