Kurbelwelle
Funktion
Die Kurbelwelle setzt die lineare Bewegung der Kolben im Zylinder mit Hilfe von Pleuelstangen in eine Drehbewegung um. Sie wandelt damit die Kolbenkräfte in ein Drehmoment um und leitet es über die Kupplung an das Getriebe bzw. an das Automatikgetriebe zum Antrieb des Fahrzeugs weiter.
Darüber hinaus treibt die Kurbelwelle bei allen T4-Motoren über einen Schwingungsdämpfer Nebenaggregate wie Lichtmaschine, Klimakompressor und Servopumpe an sowie bei einigen T4-Motoren über einen Mitnehmer die Ölpumpe (z.B. bei den TDI-Motoren).
Sie besteht aus den folgenden Elementen:
- Wellenzapfen. Diese laufen in den Grundlagern (Hauptlagern) und definieren die Drehachse der Welle.
- Hubzapfen, die die Schubstangen (Pleuel) aufnehmen. Sie beschreiben im Betrieb eine Kreisbahn um die Drehachse der Kurbelwelle. Der Durchmesser dieser Kreisbahn entspricht genau dem Hub der Kolben.
- Wangen, die die Hubzapfen mit den Wellenzapfen verbinden.
- zur Auswuchtung eventuell Gegengewichte, die an den Wangen angebracht werden (z. B. bei Reihenmotoren).
Bei den TDI-Motoren wird die Motordrehzahl mittels Drehzahlgeber und an der Kurbelwelle befestigten Geberrads erfasst.
Einbauort
Die Kurbelwelle ist im Motorblock 'oberhalb' der Ölwanne in diversen Lagern verbaut.
Teilenummern
Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Kurbelwellen werden an dieser Stelle keine Teilenummern aufgeführt. Die Preise nur für die Welle liegen motorabhängig zwischen 900 und 1900 Euro.
Betrieb und Probleme
Obwohl auch die Kurbelwelle einem Verschleiß unterliegt (Lagerreibung), muss man sich über sie selbst keine Sorgen machen; sie hält üblicherweise ein Autoleben lang, wenn ansonsten alles in Ordnung ist. Probleme sind dennoch bekannt:
- Die Durchführungen der Kurbelwelle durch den Motorblock (Simmeringe) verschleißen und dichten dann nicht mehr sauber ab. Folge ist Ölverlust.
- Ölmangel und/oder unzureichender Öldruck erhöhen den Verschleiß der Kurbelwelle und der Kurbelwellenlager.
- Bei den 111 kW-TDI-Motoren (AHY und AXG) lockern sich nicht selten die Befestigungsschrauben eines oder mehrerer Kurbelwellenlager (häufig das 1. oder 2. Lager) und fallen nach einiger Zeit mit der Lagerschale in die Ölwanne.Dabei wird die Kurbelwelle in der Regel irreparabel geschädigt, sodas sie bzw. der Motorblock ersetzt werden muss. Dieses Problem macht sich durch ein leicht geändertes Motorgeräusch bemerkbar; es soll ein dumpfes Wummern sein, das man besonders gut hören kann, wenn der Deckel vom Luftfilterkasten abgenommen wird. Hört man es, dürfte es aber häufig schon zu spät sein. Daher sollte man bei diesen Motoren immer dann, wenn die Ölwanne abgenommen wird, auch die Befestigung der Kurbelwellenlager prüfen.
Arbeiten an der Kurbelwelle
Kurbelwelle auf OT drehen
4- und 5-Zylindermotoren
Hinweise:
- OT bezieht sich auf den in der Zündfolge ersten Zylinder.
- OT ist durch eine Markierung an Schwungrad/Kupplungsglocke bzw. Mitnehmerscheibe/Kupplungsglocke gekennzeichnet. Diese findet sich üblicherweise unter einer Gummiabdeckung wie auf den nachfolgenden Bilder:
- Die nachfolgenden Bilder zeigen die Markierungen exemplarisch für einige Motoren. Bei den anderen Motoren sehen sie sehr ähnlich bis gleich aus. Möglicherweise ist die OT-Markierung nicht vom Motortyp, sondern davon abhängig, ob ein Zweimassenschwungrad verbaut ist oder nicht. So sieht z.B. die OT-Markierung am AAB von mannimmond so aus wie die vom AXG.
- Leider ist die OT-Markierung nicht immer vernünftig erkennbar, wie das linke der beiden nachfolgenden Bilder von Kuestenkuddel zeigt. Der Motor stand auf OT, die Markierung war aber 'verrostet'. Sie wurde - was allerdings nicht ganz ungefährlich ist - mit eng zusammengerolltem (dünner als eine Zigaratte) 80er Schmiergelpapier bei laufendem Motor wieder sichtbar gemacht.
- Beim ACV ist die Markierung eine Kerbe in der Schwungscheibe; im Bild ein 2001er ACV. Es ist nicht bekannt, ob dies bei allen ACV zutrifft. Bernhard K. hat das Bild (modifziert) mit einer einfachen Endoskop-Kamera von der Fahrerseite aus gemacht; der Kühlmittelbehälter war zur Seite gelegt. Die Kamera ermöglicht es zudem, den Motor ohne viel Lauferei auf OT zu drehen: man kontrolliert über die Kamera, ob der OT erreicht ist.
- Bei einigen Motoren kann es zudem Markierungen an Schwingungsdämpfer und Zahnriemenschutz geben:
- Grundsätzlich findet sich die OT-Markierung bei T4 mit Automatikgetriebe an vergleichbarer Stelle.
- Man kann beim Dieselmotor die Glühkerzen ausbauen, um den Motor leichter zu drehen. Wegen des hohen Aufwandes und des Risikos von Beschädigungen sowie der Tatsache, dass sich der Motor auch mit eingebauten Kerzen recht gut drehen lässt, ist das aber nicht empfehlenswert.
- Das Drehen des Motors sollte über die Zentralschraube (Schwingungsdämpfer-Kurbelwelle) erfolgen. Es ist aber auch über das Getriebe möglich (Verschieben des Wagens bei eingelegtem 5. Gang oder Drehen eines Vorderrades bei eingelegtem 5. Gang).
- Es ist für weitere Arbeiten (z.B. Zahnriemenwechsel, Förderbeginn-Einstellung) darauf zu achten, dass sich gleichzeitig mit o.a. Markierung die Markierungen am Einspritzpumpenrad und an der ESP-Konsole gegenüber stehen. Dies ist nur jede 2. OT-Stellung der Fall. Die Markierung ist nur von unten vernünftig identifizierbar. Auch hier kann eine einfache Endoskop-Kamera hilfreich sein; siehe 4. Bild von Bernhard K. (modifiziert). Es wurde von der Beifahrerseite aus aufgenommen und die Markierung wurde mit einem Stift hervorgehoben. Die Kerbe an der ESP ist unterhalb des schwarzen Flecks zu sehen.
Werkzeug:
- 3/4-Zoll-Ratsche mit Nuss SW27 und Verlängerung oder alternatives Werkzeug zum Drehen über die Zentralschraube
Arbeitsschritte:
- Kurbelwelle in Motordrehrichtung über die Zentralschraube (im Uhrzeigersinn) oder über das Getriebe auf OT drehen.
Anzugsmomente:
- Pleullagerschale 30Nm + 90°, Schrauben immer ersetzen
- Hauptlagerschalen 65Nm, Schrauben immer ersetzen
- Geberrad 25Nm
6-Zylindermotoren
Hinweise:
- OT bezieht sich auf den in der Zündfolge ersten Zylinder.
- Die 6-Zylindermotoren besitzen eine Einkerbung am Schwingungsdämpfer, die auf die Markierung im Zylinderblock (gelbe Pfeile) eingestellt werden muss.
- Gleichzeitig muss die Nut am Ende einer Nockenwelle oberhalb der gedachten Mittelachse der NW liegen. D.h., dass unter der Nut (gelber Pfeil) mehr Material zu sehen sein muss als oberhalb (roter Pfeil). Ist das Gegenteil der Fall, sind die Nockenwellen um 180° verdreht.
Werkzeug:
- 3/4-Zoll-Ratsche mit Nuss SW27 und Verlängerung oder alternatives Werkzeug zum Drehen über die Zentralschraube
Arbeitsschritte:
- Kurbelwelle in Motordrehrichtung über die Zentralschraube (im Uhrzeigersinn) auf OT drehen.
- Anhand der NW-Nut korrekte Stellung überprüfen.